Ja, ich kann eine Liebste noch finden...
Dicht noch stehn überm Scheitel die Strähnen,
wenn ich auch über Vierzig schon bin;
und gerührt bin noch leicht ich zu Tränen,
wenn von mir ich zu reden beginn.
Süß noch blühn mir Akazien und Linden,
sacht braust nachts mir der Wein am Spalier:
Ja, ich kann eine Liebste noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.
Denn es packt mich die Kolik beim Baden
und es wird mir das schlechte Bein lahm,
wenn die Wege zum Wandern mich laden,
und zutiefst bin ich selber mir gram.
Kann ich Lieder auch schreiben, nicht binden
läßt mit ihnen sich, was ich verlier;
ja, ich kann eine Liebste noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.
Darum danke ich auch deinem Munde,
deinem Schoß, der mich willig empfängt,
und der Nacht und der zögernden Stunde
wie dem Licht, das das Dunkel verdrängt.
Nimm es leicht drum, denn vor der Zeit schwinden
muß ich bald vielleicht, Liebste, von hier;
und ich werd eine andre noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.